Plötzlich Callgirl by Portia Da Costa

Plötzlich Callgirl by Portia Da Costa

Autor:Portia Da Costa [Costa, Portia Da]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-05T00:00:00+00:00


11

Eine Einladung

»Du hast dich also schon nach ihm erkundigt, ohne es mir zu sagen?«

Lizzie war wieder zu Hause und stellte Brent gerade zur Rede. Sein Gesicht war noch blasser als gewöhnlich, und nach seinem verschlafenen Benehmen und den roten Augen zu urteilen, hatte er sowohl getrunken als auch die halbe Nacht vor Google gesessen. Shelley stand hinter ihm und zuckte die Achseln. Sie sah besorgt aus.

»Irgendjemand musste es ja tun!«, blaffte Brent seine Mitbewohnerin an. »Du scheinst die ganze Sache ja völlig sorglos anzugehen! So viel wie möglich über den Kerl rauszufinden, wäre das Erste, was ein Callgirl oder auch jeder andere halbwegs vernünftige Mensch in dieser Situation tun würde! Aber du scheinst ja völlig vertrauensselig und naiv an die Sache ranzugehen!«

Aber ich vertraue ihm wirklich!

Auch wenn Lizzie wusste, dass das nach nur drei Tagen Bekanntschaft dumm und irrational war, so empfand sie es doch genauso – selbst nach ihren eigenen Online-Recherchen. Betrachtete man allerdings Brents eigene traumatische Geschichte voller Schuldgefühle über einen Autounfall, konnte sie seine Animosität durchaus verstehen. Wenn es um Nachsicht für John ging, war Brent ganz gewiss nicht der richtige Ansprechpartner.

Ich muss ihnen ihre Skepsis zugestehen. John wird in ein paar Tagen nicht mehr da sein. Dann bin ich nichts weiter mehr als eine flüchtige Erinnerung für ihn. Aber Brent und Shelley, die werden dann immer noch da sein. Ich habe den beiden stets viel bedeutet. Und sie bedeuten mir etwas.

Beide Freunde waren in schweren Zeiten für sie da gewesen. Und Brent ganz besonders. Zum Beispiel, als sie die Uni abgebrochen, sich mit ihren Eltern überworfen und sich gefragt hatte, was sie überhaupt mit ihrem Leben anstellen wollte. Lizzie war es ihm also schuldig, seinen Bedenken ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hatte Brent sogar einst geliebt. Oder zumindest geglaubt, ihn zu lieben. Vielleicht tat sie es immer noch. Sie liebte ihn als den nie gehabten Bruder, der auf sie achtgegeben hatte, als ihre eigenen ehrgeizigen Schwestern ebenso irritiert wie ihre Eltern auf ihre Zukunftspläne reagierten – oder besser gesagt, auf ihre nicht vorhandenen Zukunftspläne.

»Gut, es war ein bisschen blöde, sich nicht näher über ihn zu informieren, das gebe ich zu. Aber ich dachte ja auch, dass wir uns nur das eine Mal treffen würden. Höchstens zwei Mal. Ich hätte nie gedacht, dass aus dem Zusammensein mehr werden würde. Also hab ich mir gar nicht erst die Mühe gemacht.«

Und es konnte durchaus sein, dass wirklich nicht mehr daraus werden würde.

Der Gedanke entmutigte sie geradezu. Obwohl, entmutigen war eigentlich gar kein Ausdruck. Ihr Herz wurde so schwer, als hätte jemand Gewichte daran befestigt. Nachdem ihr Kleid und die Jacke trocken und gebügelt vom Hotelportier aufs Zimmer gebracht worden waren, hatten sie und John sich etwas verlegen voneinander verabschiedet. Lizzie meinte gespürt zu haben, dass er noch mehr sagen wollte – sie hatte auf jeden Fall mehr sagen wollen –, doch irgendwie war ihre letzte Nummer so intensiv und so … so intim, dass es fast zu viel gewesen war.

Sie wollte mehr. Er wollte nicht mehr. Oder er wollte nicht mehr wollen.



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